Jagd auf den Inselmörder

Thorsten Wirth aus Panketal


7. Juni 2008

Ausgerechnet Anklam hat er sich ausgesucht, der Hauptkommissar Lasse Larsson, um seine gescheiterte Beziehung und sein weiteres Leben zu überdenken und einen Neuanfang zu wagen. Auch das überraschend geerbte Grundstück auf Usedom hat natürlich zu diesem Schritt beigetragen.

Aber mit der schönen und ruhigen Urlaubsidylle ist es bald vorbei, als an der Heringsdorfer Seebrücke die Leiche eines Mannes angespült wird, der offenbar gefoltert und ermordet wurde. Das Opfer wird schnell als ein ehemaliger Major der Staatsicherheit identifiziert. Hat ein ehemaliger Häftling Rache geübt? Andererseits erinnern einige Umstände, insbesondere die dem Opfer fehlenden Ohren an eine vor zwei Jahren an gleicher Stelle angespülte Frauenleiche mit gleicher Verstümmelung. Der Fall war nie geklärt worden. Hat derselbe Täter wieder zugeschlagen? Und welche Rolle spielt ein unter schwarzen Segeln fahrendes Schiff, welches zur Tatzeit in den nahen Gewässern beobachtet wurde?

Lasse Larsson hat es nicht leicht. Neu auf der Insel, frisch getrennt und gleich ein solches Verbrechen. Da lernt er in einem Kaffee die schöne Schwedin Lillebil Malmström kennen, die für einige Tage auf Usedom weilt und einen Esoterik-Trip nach Swinemünde plant...

Larrson und seine Leute haben eher zu viele als zuwenig Anhaltspunkte, denen sie folgen müssen:
- die Ähnlichkeiten mit dem alten Fall,
- die Möglichkeit satanistischer Ritualmorde,
- das geerbte Haus Larssons, welches von einem Unbekannten durchwühlt wurde,
- der anonyme Anrufer, der den Toten als Stasimajor erkannt hatte...

Je mehr Lasse Larsson über den Fall in Erfahrung bringt, je tiefer taucht er auch ein in seine eigene Vergangenheit, denn sein Vater war einst mit dem Boot von Usedom aus in den Westen geflohen und hatte seine Mutter unwissentlich schwanger zurück gelassen. Und er beginnt zu begreifen, dass seine eigene Familiengeschichte bei der Auflösung dieses Falles eine größere Rolle spielen würde, als im lieb sein konnte.

Als der Mörder mit größter Brutalität den nächsten Mord an einer alten wehrlosen Frau begeht, erkennt Larsson, dass er dem Täter schon recht nahe gekommen ist, näher, als diesem lieb ist. Es beginnt ein Showdown, der über die Insel und den Peenestrom bis hinein ins Brandenburgische führt, wo der Mörder von einer Spezialeinheit der Polizei gestellt werden kann. Schade nur, dass die Auflösung an sich keine Überraschung mehr ist, weil der Autor dem Leser schon ab der Mitte des Buches die Person des Täters im Wesentlichen zumindest offen legt, wenn auch das eine oder andere Geheimnis noch zu lösen bleibt.

George Tenner mutet dem Leser einiges zu. Denn statt stringent einen Fall zu erzählen, rollt der in Bernau lebende Autor gleich mehrer Fälle auf, die teilweise eng, teilweise aber nur lose miteinander verzahnt sind. Das erhöht die Authentizität der Geschichte (denn das Leben und auch Kriminalermittlungen sind nun mal nicht stringent gestrickt), kann aber bei oberflächlichem Lesen zu Verwirrung führen. Es scheint beinahe, als traute der Autor dem Spannungsverlauf seiner Geschichte nicht ganz, weshalb er mehrere Handlungsstränge ver- knüpfte. Das führt schnell zu einer Überfrachtung der Story, wenn hier von Stasi, Fremdenlegion, Satanisten und Neonazis berichtet wird. Etwas weniger wäre sicher mehr gewesen.

Tenner mutet dem Leser aber auch inhaltlich viel zu, denn er hat viel zu sagen, viel zu bemängeln an dieser Welt und deren Zuständen. Er sagt dies direkter und unverblümter als manche andere Autoren, er zitiert seitenlang Berichte und Akten, weil er deutlich macht: das ist zwar ein Roman, aber die Grundinhalte sind real! Es hat solche Menschen und solche Verbrechen gegeben!

Das wird nicht Jedem gefallen, denn Mancher möchte mit der letzten Seite eines Krimis alles Gelesene hinter sich lassen. Dies wird dem Leser von George Tenner Roman Jagd auf den Inselmörder" jedoch schwer fallen, so intensiv bleibt der Eindruck des Gelesenen haften!

Alles in allem ist der Roman sicher eher ein Politthriller denn ein Kriminalroman im klassischen Sinn. Beinahe thrilleruntypisch, in jedem Fall aber eine der Stärken des Buches sind jedoch die genauen Beschreibungen der Insel Usedom und des Peenestromes mit all den Eigenheiten der Menschen und der Landschaften sowie die Beschreibungen des seelischen Innenlebens der Helden und Schurken in Tenners Inselthriller. Dies hebt ihn von der Masse der Thrillerschreiber wohltuend ab!


Heidi Zengerling aus Heyerode


8. April 2008

Ilsa Buschmanns Enkelin wurde 2002 tot aufgefunden, aber der Fall wurde nicht geklärt ...
Der Roman spielt im Jahr 2004:
Eine männliche Leiche wurde an Land gespült .....
Es könnte der gleiche Täter gewesen sein ....
Ein Mann mit einem Akkordeon wird verdächtigt ....
Der Roman ist in einen Prolog, eine Story und einen Epilog eingeteilt.
Die Story ist in 26 Kapitel eingeteilt, wobei das erste Kapitel in Heringsdorf im Juni 2002 beginnt.

".... Morgendunst hing über der See. Es würde noch einige Zeit dauern, bis eines der weißen Schiffe der Adler-Reederei hier anlegte. Seit ihre Enkelin vor zwei Jahren an dieser Stelle tot aufgefunden wurde, kam die Frau wie an jedem der vergangenen Tage zur Seebrücke, um ihrer zu gedenken. Irgendeine Bestie hatte das siebzehnjährige schlanke blonde Mädchen brutal umgebracht. Es war kein Sexualmord wie ursprünglich angenommen. Der Täter musste Handschuhe getragen haben; so sehr sich die Rechtsmediziner auch gemüht hatten, irgendeine Spur zu finden - weder ein Fingerabdruck noch eine DNA konnten sichergestellt werden ...." (Textstelle aus dem Buch)

Liest man den Epilog und beginnt dann mit dem ersten Kapitel, denkt man, oops, was hat dieser Beginn jetzt mit der Weiterführung und der vor 2 Jahren tot aufgefundenen Lena zu tun ....? Aber nach kurzer Zeit kann man die Zusammenhänge begreifen.

Der Autor hat diesen Epilog meiner Meinung nach sehr geschickt gewählt, er macht Lust auf mehr, man möchte wissen, um was es im Buch geht, wie die Geschichte, der Fall, sich entwickelt.

Da der Autor sehr lebendig und auschmückend schreibt kann man sich das Szenario sehr gut vorstellen. Die abgeschnittenen Ohren sieht man förmlich vor seinem geistigen Auge beim Lesen. Der Krimi ist äußerst mitreissend und wenn man einmal begonnen hat, dann möchte man das Buch nicht aus der Hand legen, bevor der Fall geklärt ist.

Die Aufklärung des Falles ist sehr mühsam und schwierig: was haben Lena und der Tote gemeinsam, warum mussten sie sterben? Eines war klar, der Mörder, ob er beide Morde verübt hat - musste sich mit der See auskennen, mit der Strömung usw.

Ich möchte von der Handlung nicht so viel vorwegnehmen, nur möchte ich sagen, dass er die rechte Szene in die Handlung einbindet, dass immer wieder auch Lenas Oma verwickelt ist .

Aber lest selbst ...

Im Laufe des Krimis verstricken sich die Ereignisse immer mehr, sogar Larssons eigenes Leben kommt auf den Tisch, seine Vergangenheit und Kindheit .... Der Autor schafft es, die Handlung von Anfang bis Ende voller Spannung zu halten, man weiß als Leser nicht, wer der Täter sein könnte, man ahnt und spekuliert, aber wissen kann man es nicht, viele Möglichkeiten treten immer wieder zutage, was natürlich einen guten Krimi ausmacht.
Im Laufe der Handlung findet Larsson sogar zwei Halbgeschwister, und erfährt Details aus dem Leben seines Vater, die ihm noch nicht bekannt waren. Tenner verarbeitet, so kann man ahnen, wenn man sich mit dem Autor beschäftigt hat, seine Gefühle und Erlebnisse in der damaligen DDR. Auch geschichtliche Besonderheiten werden im Roman eingearbeitet, was ihn so lebendig macht und natürlich. So kann es passieren. Das ist ein Krimi, wie ihn das Leben schreibt, nicht übertrieben, kein Thriller aber normal aus dem Leben gegriffen und ich finde, so etwas lesen die Menschen gern.

Nicht nur die Handlung ist so super nachvollziehbar, auch die Personen sind sehr lebendig gestaltet und beschrieben, wie es der Autor auch mit der Landschaft macht, man fühlt sich an die See versetzt, teilweise hört man das Rauschen des Meeres, möchte ich jetzt übertrieben behaupten.Die bildhafte Darstellung der Handlung und des Drumherum sind hervorragend gelungen.
Spannung, die nicht übertrieben und unecht wirkt. Dies macht den Krimi so normal, so lesenswert, so genial.

Kompliment Herr Tenner - ich freue mich auf ihren Dresden-Krimi und werde ihn auch mit Interesse lesen.


Helmut Agnesson aus Münster


24. März 2008

Ich mag Regionalkrimis (logisch, wenn Mensch in Münster lebt und dort mit Wilsberg einen der Bekanntesten vor Augen hat).

Am liebsten lese ich diese in der entsprechenden Region und so habe ich das Buch 'Jagd auf den Inselmörder' auch während meines Usedom-Urlaubs auf der Insel erstanden, als ich in der Ahlbecker Buchhandlung war.

Das Buch verfügt über eine ISBN Nummer; Ihr könnt es folglich deutschlandweit bestellen; direkt vorrätig haben es vermutlich nur die Buchhandlungen auf Usedom bzw in der Nähe sowie einige Buchhandlungen mit einer großen Regionalkrimi-Abteilung.
Das Buch ist als Taschenbuch aufgemacht und kostet 12,80 €.

Der Kommissar und sein Team:
Lasse Larsson hat eine etwas verwickelte Familiengeschichte, die ihm unter anderem zwei Halbgeschwister beschert. Er lässt sich nach Anklam versetzen, nachdem er einerseits die Trennung von seiner Lebensgefährtin erleiden musste und andererseits ein Haus auf Usedom erbte. Es ist erstaunlich, wieviel von seiner eigenen Lebensgeschichte und vor allem seinen Vorfahren und Halbgeschwistern er im Laufe dieses Krimis erfährt. Er entwickelt einen kameradschaftlich-autoritären Führungsstil, mit welchem er, da dieser von Sachkompetenz begleitet ist, das Ansehen seines neuen Teams sehr schnell gewinnt. Während der Ermittlungen leistet er sich eine Affäre mit einer schönen Schwedin namens Lillibel, welche sich nachher als problematisch herausstellt, da die Frau kurzzeitig in den erweiterten Kreis der Verdächtigen gerät (aber leztendlich nichts Konkretes mit dem Fall oder den beiden Fällen zu tun hat; sie gehört lediglich einer problematischen religiösen Gruppierung an, deren Sicherheitsdienst vom Täter angeführt wird. ). Auch die Seelenqualen, die der Kommissar erleidet, als eine Tatzeugin einem weiteren Mord zum Opfer fällt, sind eindrucksvoll beschrieben.

Die Spannung:
Es werden unterschiedliche Spannungsbögen erzeugt, die dann jeweils getrennt aufgelöst werden. Als an der Heringsdorfer Seebrücke eine männliche Leiche angeschwemmt wird, besteht zunächst die Vermutung, dass es sich um den gleichen Täter handelt wie in einem zwei Jahre zurück liegenden Fall, bei dem eine junge Frau das Opfer war. Dieser Mord wid im Rahmen der Ermittlungen aufgeklärt und der Leser bekommt schon eine Ahnung, wer der zweite Mörder sein könnte. Die Auflösung erfolgt auch deutlich vor dem Ende des Buches; spannend bleibt die Frage, ob und wie er gepackt werden kann.

Die Politik:
Es werden unterschiedliche politische Ereignisse angesprochen, die sich zu einem Teil auf die DDR bezogen. Ebenso stellt sich eine Verbindung des Hauptverdächtigen mit der Nazi-Szene heraus; in dieser gelingen als erfreulicher 'Beifang' im Rahmen der Ermittlungen auch gleich ein paar Verhaftungen. Reginale Relevanz hat die politische Dimension einer Liebesgeschichte der Vergangenheit; die ermordete junge Frau entstammte einer Liason einer Heringsdorferin mit einem -damals- jungen Polen. Diese Liebe begann bei einem Schüleraustausch; sie hatte aber keine Zukunft, denn einer halben Fahrradstunde Entfernung stand der Grenzzaun entgegen. (Zwischen Polen und der DDR war zwar zumeist ein Reiseverkehr möglich; aber auf Usedom bestand meistens kein zugelassener Grenzübergang).

Die Kriminal-Geschichte
spielt zu einer Zeit, in der die Grenze zwischen Deutschland und Polen offen war, aber noch Grenzkontrollen stattfanden. Ganz stilecht reist Lillibel mit dem Schiff aus Heringsdorf nach Swinemünde. Der am Anfang des Buches eingeführte polnische Akkordeonspieler stellt sich als Vater des ersten Mordopfers heraus. Die Schilderung polnischer Akkordeonspieler in den Seebädern der deutschen Inselseite ist absolut realistisch; ich war im Märzen dort und auch zu dieser Zeit fanden sich auf einigen Bänken Menschen, die Akkordeon oder Gitarre spielten und zu einem großen Teil aus Polen kamen.


Die beschriebene Gegend:
Der Autor führt den Leser nicht nur über die Insel Usedom, sondern auch zu einigen weiteren Orten wie Greifswald und Anklam. Besonders die Insel wird mit viel Liebe zum Detail beschrieben.

Empfehlung: Kauft Euch das Buch, setzt Euch an die Seebrücke zu Heringsdorf und schaut mal, was da alles so angschwemmt wird....


Dagmar Hartmann aus Berlin


9. Feburar 2008

Begonnen hat meine Bekanntschaft mit Buch und Autor genau auf der Insel Usedom, denn ich verbrachte einen Teil meines Urlaubs 2007 in der Nähe dieser Insel, zu der wir täglich fuhren, um die Städte und Sehenswürdigkeiten dort zu erkunden.

Dort wurde ich zunächst in einer Bansiner Buchhandlung mit dem Buch konfrontiert, danach in Heringsdorf. Das Personal dort sprach positiv von dem neuen Roman und empfahl ihn mir. Nach kurzer Beratung mit meinem Mann beschloss ich bei der 3. Besichtigung den Kauf, denn ich lese gerne Kriminalromane, der Klappentext machte mich neugierig. Er lautet:

"Als Ilsa Buschmann im Juni 2002, wie an jedem Morgen nach der Ermordung ihrer Enkelin, am Auffindungsort der Leiche sitzt, wird wieder ein Toter an Land gespült. Bei der Betrachtung der Toten stellt sie fest, dass er die gleiche grausame Kennzeichnung trägt wie ihre Enkelin Lena - beide Ohren sind abgeschnitten. Und beide Leichen waren so gesichert, dass ein Abtreiben auf die offene See unmöglich war. Obwohl die Ermittlung nach dem Mörder des Mädchens bisher ergebnislos verlaufen ist, faßt die alte Frau jetzt Hoffnung, dass die Suche nach der menschlichen Bestie wieder aufgenommen wird.
Hauptkommissar Lasse Larsson, der sich, erbschaftsbedingt und nach der Trennung von seiner Lebensgefährtin, aus Berlin nach Anklam in Mecklenburg-Vorpommern versetzen ließ, übernimmt die Ermittlung im Fall der männlichen Wasserleiche. Schnell stößt er auf eine Verbindung zu dem zwei Jahre zuvor ermordeten Mädchen. Doch die Ermittlungen gestalten sich als schwieriger, als er sich das vorgestellt hatte. Kam der Täter aus der Region? War es der Mann mit dem Schifferklavier? Larsson stößt auf die Beziehungen einiger Verdächtiger zur rechten Szene. Und da ist noch etwas, das ihn irritiert: Es fällt der Name Ilsa Buschmann........ "

Die Jagd auf den Inselmörder ist gleichzeitig der erste Fall von Lasse Larsson, der, so habe ich mittlerweile herausgefunden, nicht der letzte sein wird. Einige Kriminalfälle hat der Autor wohl noch in Arbeit, die dieser Kommissar zu lösen hat. Vertrieben wird das Buch von Schardt-Verlag, auch die Insel Usedom ist beteiligt, denn das Logo ist hintendrauf und ebenso der Zusatz: Usedom-Krimi Nr. 1.

Der Autor selbst hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. George Tenner wurde im Jahre 1939 bei Dresden geboren, er stammt aus einem Künstlerhaushalt. Sein Vater war Kunstmaler und die Mutter betrieb das Kunsthandwerk. Im Jahre 1964 (in dem Jahr, als ich geboren wurde) versuchte er aus der DDR zu flüchten und wurde geschnappt.

Nach seiner Inhaftierung von 8 Monaten schaffte er es 1966, die DDR zu verlassen. Er informierte sich seitdem über internationale Geheimdienste und Politik, war über 25 Jahre Journalist und Redakteur bei verschiedenen Zeitungsverlagen. Seit 1990 wohnt er nun in der Nähe von Berlin und schreibt unter anderem Thriller und Kriminalromane.

Das Buch ist in drei Teile unterteilt: Prolog - Story - Epilog.

Zunächst will der Prolog nicht so recht zum eigentlichen Anfang passen, aber beim Lesen merkt man schon, dass da eine Komplexität dahinter steckt. Die Bedeutung der beiden Männer, die zunächst eine Landstraße entlang fahren, stellt sich erst viel später heraus.

Wie im Klappentext erwähnt, beginnt alles mit dem Auffinden einer männlichen Leiche, die am gleichen Ort wie vor 2 Jahren, an der Heringsdorfer Brücke, gefunden wird. Diese Tatsache und die abgeschnitten Ohren sind aber bislang die einzigen Gemeinsamkeiten, die das junge Mädchen und der ältere Mann haben. Eine mühsame und zuweilen irritierende Recherche beginnt.

Lasse Larsson, der ein Haus auf der Insel geerbt hat, stößt bei seinen Ermittlungen auf verschiedene Ungereimtheiten. Handelt es sich um Ritualmorde? Haben sich das erste und zweite Opfer gekannt? Welche Zusammenhänge gibt es zu anderen Vorfällen auf der Insel? Wie konnte der Täter unbemerkt die Leiche an der Seebrücke deponieren, wenn diese durch Leute frequentiert wird? Er musste sich also mit der Strömung und den Gepflogenheiten der Menschen auskennen. Und Welche Bedeutung hat dabei Ilsa Buschmann, die auf beiden Tatorten auftaucht? Er findet eine gemeinsame Bekanntschaft zwischen Ilsa Buschmann und Walpurga Treetz, dessen Haus er geerbt hat, heraus. Eine Nachbarin, die ebenfalls befreundet ist und ihre Beobachtungen dem Kommissar mitgeteilt hat, wird kurz darauf umgebracht. Wem wurde die Frau unbequem?

Im Laufe der Ermittlungen werden Zusammenhänge deutlich, die bis in seine eigene Kindheit reichen. Lasse Larsson findet zwei Halbgeschwister und trifft auf eine Vergangenheit seines Vaters, mit der er SO nicht gerechnet hat. Die Geschichte der DDR wird aufgearbeitet und macht einen Teil der Handlung aus. Hass von Beteiligten spielt eine Rolle und Rache, die auf mangelnder Liebe resultiert. Der Tod von Lena Buschmann hat eine andere Geschichte, die ebenfalls aufgeklärt werden kann.

Insgesamt hat es der Kommissar mit verschiedenen Tätern und Motiven zu tun, die aber doch weitgehend zusammen hängen. Er folgt der Satanisten-Szene bis nach Schweden, macht Recherchen in Polen und nutzt seinen Bekannten in Frankreich, um diesen Fall zu lösen. Seine Recherchen reichen bis zur Staatssicherheit nach Brandenburg, wo sich eine rechte Szene eingenistet hat und nicht nur dort ihre Treffen abhält. Durch Zufall wird dort der Täter der männlichen Leiche gefasst. Dabei arbeiten die Spurensicherung, die Gerichtsmedizin, das LKA und das BKA wunderbar zusammen.

Viele Personen sind in der Handlung beteiligt und es ist nicht meine Absicht, hier die ganze Story zu erzählen. Schließlich braucht ein Kriminalroman beim Lesen noch die Spannung, um selbst erarbeitet zu werden. Ich hoffe, aber, ich habe die Komplexität deutlich und euch neugierig auf das Buch gemacht.

Der Autor schreibt lebendig und nachvollziehbar zu Situationen. Dabei lässt er auch Gefühle und Eindrücke wirken. Die Landschaften werden somit erlebt, wie sie sind. Als ich den Teil auf der Heringsdorfer Seebrücke las, hatte ich den Meeresduft wieder in der Nase, die Möwen vor Augen, so wie ich damals im Urlaub dort stand. Aber auch die Authentizität der Orte, Schauplätze, Straßen, Gebäude, die im Buch zu finden sind, ist gegeben. Ich kann genau nachvollziehen, wie die Insel aufgebaut ist, sehe die Städte vor mir, in die Lasse Larsson fährt. Ich weiß, wo Swinemünde und Lassan liegt, kenne Anklam und Greifswald.

Während des Kriminalromans geht es auch durchaus nicht nur um Ermittlungen, nein, auch die Leute bekommen ein Gesicht, einen Charakter, haben Schwächen und Stärken. Am Anfang des Buches, als der Kommissar neu nach Usedom kommt, hat er es nicht leicht, sich zu behaupten, das wird im Laufe der Ermittlungen deutlich besser. Immer mehr arbeiten sie alle im Team zusammen und kommen der Lösung näher. Beschreibungen werden erzählt, manche Beweismittel als Briefe eingefügt, die der Kommissar mit dem Leser liest. Somit bin ich praktisch mit der Polizei auf dem neuesten Stand der Ermittlungen. Die Vergangenheit wird durch Verhöre oder in Gesprächen mit Zeugen erarbeitet. Jede Person wird mit ihrer gegenwärtigen Handlung während der Situation beschrieben. Eine einzige Stelle gab es allerdings, bei der ich erst gestutzt habe und die mir später wie Schuppen von den Augen gefallen ist, aber ich glaube, das war so gewollt.

Die Dialoge der Ermittler sind durchdacht, gewitzt und mit nachdenklichen Aspekten, die zurück bleiben. Eine Stelle im Buch habe ich mir mal angestrichen, die es sich für einen angehenden Kriminalisten lohnt:

"Der unerfahrene Kriminalist wird am Tatort erkennen, dass unendlich viele Fehlermöglichkeiten wie unsichtbare Fallen auf ihn lauern. Erst der wirklich erfahrene Ermittler, der ebenso an eigenen wie an fremden Fehlern gewachsen ist, wird diese vermeiden können!"

Erwähnen möchte ich noch, dass auch vom Standpunkt des Täters aus Teile im Buch geschrieben sind. Ich erfahre genau, was er vor hat, wie er sich vorbereitet und warum er das tut, was er denkt. Bei Misserfolgen sagt er selbst zu sich, es wäre riskant und lässt es zunächst, um dann doch sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. So kommt auch eine Beziehung zum Täter zustande, die ich als Leser hautnah erfahren kann.

Insgesamt ein anspruchsvoller Kriminalroman, den es sich lohnt, zu lesen. Einmal angefangen, legt man den nicht einfach weg. Sicherlich muss man sich auch für die Hintergründe der DDR interessieren, unabhängig von der Story, die überhaupt nicht einfach gestrickt, sondern sich sehr komplex entwickelt. Das, was am Ende zutage tritt, hält man zunächst nicht für möglich. Für mich ist einiges auch nicht nachvollziehbar, gerade was die StaSi betrifft, denn die habe ich so nicht erlebt. Jedoch auch die andere Story zwischen den Menschen ist wichtig, denn der Roman ist vielschichtig und auf keinen Fall einseitig zu nehmen. Beziehungen, Liebe und Hass werden in der Handlung zu Rache und Aktion.

Beendet wird das Buch, das 316 Seiten Roman hat, mit einem Nachwort vom Kriminalisten Thomas Felter. Das Buch kostet 12,80 Euro, die sich lohnen.

Für mich ein Kriminalroman, den ich auf jeden Fall empfehlen kann. Ich bin nun neugierig auf den nächsten Roman, der sich diesmal in Dresden abspielen wird. Und auf Lasse Larssons 2. Fall, der ebenfalls nicht mehr lange auf sich warten lassen wird. Außerdem hat George Tenner noch andere Bücher geschrieben: Wüstenwolf, Das Petersplatzkomplott, Der Schrei des Pelikans, Das Spiel der Nymphen und die Satire: Ausgeflippt. Wer Näheres erfahren möchte, der kann das auf http://www.george-tenner.de oder auch http://lasse-larsson.de.


Grit Weber aus Berlin


11. Oktober 2007

ist ein Kriminalroman, der mich aus sehr verschiedenen Gründen von Anfang an gefesselt hat. Er ist so unheimlich vielseitig, greift enorm viele Thematiken auf und regt nicht nur kriminalistisch zum Nachdenken an. Doch nun mal der Reihe nach…

Gleich zu Beginn des Romans wird die Leiche eines ehemaligen Majors des Ministeriums für Staatssicherheit mit abgeschnittenen Ohren an der Seebrücke in Heringsdorf entdeckt. Verantwortlich für diesen Fall ist das Team um Kriminalhauptkommissar Lasse Larsson, der aus beruflichen und privaten Gründen von Berlin hierher an die Küste gekommen ist. Wie der Klappentext bereits verrät, gab es vor zwei Jahren einen ähnlich gelagerten Mordfall. Dieser wird in Zusammenhang mit dem aktuellen Mord wieder aufgegriffen und erneut untersucht.

Und so begleitet der Leser das ganze Buch hindurch Lasse Larsson und sein Team bei der sehr interessant beschriebenen Ermittlungsarbeit, die allerdings ohne Action vonstatten geht. Action braucht dieser Roman auch nicht, denn die akribische Arbeit des Ermittlungsteams ist äußerst interessant beschrieben. So wird jedes recherchierte Detail ausgewertet und zusammengefügt, bis sich letztendlich ein logisches Gesamtbild ergibt.

Auch wenn man jetzt vielleicht vermuten könnte, der Roman sei stupide und anspruchslos, nein, das ist er ganz und gar nicht, denn die eingeflochtenen Randgeschichten sind es, die den Leser immer wieder erneut fesseln. So baut George Tenner immer wieder aktuell politische Thematiken ein, erwähnt aber auch geschichtliche Ereignisse deutsch-deutscher Geschichte, die zu diesem Roman ganz einfach dazugehören. Er berichtet von StaSi-Methoden, von satanistischen Verbänden zu DDR-Zeiten und von neonazistischen Gruppierungen der Gegenwart. Brisante Themen, die er nicht einfach so im Raum stehen läßt; man merkt, daß er hier kritisiert und Stellung bezieht, was auch kein Wunder ist, schaut man sich seinen Lebenslauf an. Manche Passagen fand ich sehr interessant und aufschlußreich, bei anderen Textstellen fragte ich mich jedoch, wieviel selbst Erlebtes George Tenner hierbei noch aufgearbeitet hat. Ich bin in der DDR groß geworden und lese und verstehe den Roman sicherlich ganz anders, als jemand aus den alten Bundesländern. Zum Nachdenken jedoch regt dieser Roman alle mal an.

Der Personenkreis in diesem Roman ist relativ groß. Relativ deswegen, weil er von der Zahl der wichtigen Personen her eigentlich hätte überschaubar sein können. Aber es werden hier drei Generationen beleuchtet und außerdem gibt es hier viele Stiefkinder und Halbgeschwister, die das Sortieren der Personen sehr schwer machen. Es empfiehlt sich unbedingt, beim Lesen diagrammartige Notizen zu machen, damit man irgendwann überhaupt noch weiß, wer wann mit wem. Als Beispiel nehmen wir mal Lasse Larsson, dessen Vater aus der DDR über Dänemark in die BRD flüchtete und dort mit seiner Frau Lasse zeugte. Als er aber floh, ließ er sowohl seine Freundin als auch deren Freundin schwanger zurück.

Als Lasse nun in diesem Mordfall in Heringsdorf ermittelt, erfährt er, daß er zwei Halbgeschwister von zwei verschiedenen Frauen hat. Seine Halbschwester arbeitet in einem Bordell. Sein Halbbruder, der von der StaSi in Terrorabwehr ausgebildet wurde, dann in der Fremdenlegion war und derzeit als Sicherheitsbeauftragter der Satanisten unterwegs ist, ist zugleich einer der gesuchten Mörder.

Oh ja, das ist alles ziemlich heftig und sehr kompakt. Fast schon zu viel, um noch glaubwürdig zu erscheinen. Teilweise scheint es so, daß der Roman ein verkappter Krimi ist, der eigentlich weniger unterhalten soll, als daß er eigentlich eine politische Abrechnung darstellt. Immer wieder treten nämlich verbitterte Personen auf, die nicht ein einziges gutes Haar an der DDR lassen.

Dennoch ist es in guter und lesenswerter Krimi, da es noch ein weiteres Mordopfer gibt und letztendlich die Täter dingfest gemacht werden.

Als sehr angenehm fand ich auch die landschaftlichen Beschreibungen in diesem Roman. Es geht nicht allein um die Insel Usedom mit den Orten Heringsdorf und Ahlbeck, die Reise geht auch nach Anklam, Greifswald und Swinemünde. Alles Orte, die ich von Urlauben her sehr gut kenne. Auf der Flucht des einen Mörders geht die Reise auch nach Berlin und ins Umland. Hier werden Orte wie Bernau, Börnicke und Löhme genannt, mir ebenfalls sehr gut bekannt. Ein paar mal geht es kurz nach Thüringen, erwähnt werden aber auch noch weitere Küstenorte wie Flensburg und Kappeln. Ja, das machte mir beim Lesen zusätzlich Laune, da ich, die eigentlich geografisch nicht so bewandert ist, hier auch ohne Atlas ganz genau wußte, wo sich das Geschehen gerade abspielte. Da hab ich erstmal gemerkt, wo ich in Deutschland schon überall war.

300 Seiten, die nebst Prolog und Epilog in 26 Kapitel eingeteilt sind, haben mich in den letzten zwei Tagen ungemein gefesselt und lassen mich nachdenklich zurück. Ich finde es beeindruckend, wie kompakt dieser Roman ist, wie vielseitig und vielschichtig. Er ist unheimlich anspruchsvoll und nicht nur einfach mal so ein spannender Krimi, der der laxen Unterhaltung dient. George Tenner ist ein Schreibtalent. Er ist wortgewandt und ein Künstler des Satzbaus. Trotz dieses Anspruchs ist der Schreibstil sehr flüssig, was das Lesen trotz Informationsfülle zum Vergnügen macht.

Somit komme ich nicht umhin, diesen Usedom-Krimi mit 5 Sternen zu empfehlen…


Dieter Grohnfeld aus Bremen


3. Oktober 2007

Es gibt Autoren, die skizzieren in ihren Romanen Personen, Landschaften und Handlungen. Es gibt Autoren, die zeichnen ein lebhaftes Bild. Und dann gibt es Autoren, wie George Tenner, die es schaffen, alles fotografisch genau und glaubhaft darzustellen.

Wer die ersten Seiten des neuen Usedom-Krimis gelesen hat, wird das Buch nicht wieder aus der Hand legen wollen. Schon nach wenigen Sätzen ist man Bestandteil der Handlung, steht selbst mitten im Geschehen. Man befindet sich auf der Insel, wird von George Tenner am Arm genommen und spaziert mit ihm über die Insel, wobei er im Plauderton glaubhaft eine spannende Geschichte erzählt und ab und zu mit dem Finger auf Dinge rechts und links des Weges zeigt. Man trifft auf diesem Spaziergang die unterschiedlichsten Menschen, und Tenner flüstert einem zu, was es mit diesen Menschen auf sich hat. Der knorrige Alte, der Biker, die verschmitzte Seniorin mit ihrem Hund und nicht zuletzt Lasse Larsson sind Personen, die realer nicht sein können.

Es sollte nicht verwundern, wenn man auf der Seebrücke steht und den Strand entlang schaut, dass plötzlich eine alte Frau oder ein Mann mit Mütze, dickem Pullover und Pfeife neben einem steht, mit der Hand auf einen Punkt am Strand zeigt und sagt: Da habe sie die Leiche gefunden . Oder man geht hoch zum Lokal und vernimmt die Töne eines Akkordeons: War das nicht der ? . Oder man setzt sich in einem Lokal zufällig neben einen Tisch, an dem ein sympathischer älterer Herr über einem Glas Wein und einem leckeren Fischmenü sitzt und einen dazukommenden jungen Mann mit Hallo Lasse! begrüßt. Auf dem Weg zurück versucht man schnell noch einen Blick in die Bäckerei zu werfen, ob dort nicht jemand steht, den man bereits aus dem Buch zu kennen glaubt.

Der Inselmörder ist ein spannendes Buch, das aus der Masse der Krimis deutlich heraus sticht. Ein absolutes Muss, wenn man die Insel besuchen möchte - oder bereits besucht hat. Aber nicht nur für Besucher ist dieses Werk, auch die Usedomer Einwohner werden es schätzen und nach gewissen Personen Ausschau halten.

Auch bei diesem Werk gilt: Einen Tenner liest man nicht, einen Tenner lebt man. Hoffen wir, dass die Fortsetzungen nicht lange auf sich warten lassen.


Dr. Matthias Gründling aus Trasseheide


21. Juli 2007

Am Sonntag, dem 24. Juni 2007, stellte der Autor zusammen mit seinem Verleger Michael Schardt im Bansiner Hans-Werner-Richter-Haus den Krimi erstmals vor. Die Handlung ist auf der Insel Usedom angesiedelt.

Der Berliner Autor, der bereits mehrere packende Romane („Das Petersplatz-Komplott“ „Der Schrei des Pelikans“) geschrieben hat, versteht es den Leser geschickt immer tiefer in die Handlung eintauchen zu lassen, so dass man schon bald glaubt zusammen mit Hauptkommissar Lasse Larsson auf der Insel zu ermitteln.

Tenner, der 1939 bei Dresden geboren wurde, 1964 erfolglos versucht hatte die DDR illegal zu verlassen, es 1966 mit einem Schlauchboot von Ahrenshoop aus über die Ostsee doch noch schaffte, beschäftigte sich intensiv mit der Arbeit der Geheimdienste in Ost und West und fand so den Stoff für bisherige Romane. Die geschickte Mischung zwischen gut recherchierten Fakten, Spekulation und Fiktion ziehen den Leser tief in die Handlung hinein. Ob die „Jagd auf den Insel-mörder“
ähnliche Verstrickungen zu Tage bringt? Der Autor machte bei seiner Lesung am vergangenen Sonntag Lust auf die Antwort zu dieser und vielen anderen spannenden Fragen. Tenner kennt die Insel genau, er hat über Jahre recherchiert und beobachtet, kennt die Kriminalisten auf der Insel, war in der Greifswalder Gerichtsmedizin.

Die Lesung in Bansin war ein voller Erfolg. Noch nie sah das Hans-Werner-Richter-Haus so viele Gäste wie an diesem Abend, über sechzig Krimibegeisterte waren gekommen, einige mussten wegen Überfüllung sogar draußen bleiben. Knisternde Stille, als der Autor begann aus seinem Buch zu lesen: Ein Morgen an der Heringsdorfer Seebrücke, Dunst über der See, Möwen auf den Buhnen neben der Brücke, der Mann mit dem Akkordeon und eine Leiche im Wasser. Tenner gab noch etwas über Lasse Larsson, den Kriminal- hauptkommissar zum Besten und präsentierte schließlich noch eine zweite Leiche. Am Ende der kurzweiligen Stunde Beifall und Schlangestehen für eine Widmung im ersten Usedom-Krimi.
Bei dem Untertitel des Buches „Lasse Larssons erster Fall“ war es dann auch kein Geheimnis, als Tenner eine Fortsetzung ankündigte. Für´s Erste aber kann sie beginnen, die Jagd auf den Inselmörder!


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