Single, unvermittelbar...

Grit Weber aus Berlin

25. September 2009

„Single, unvermittelbar...“ ist vom Inhalt und von seiner Gestaltung her ein ganz besonderes Buch, bekommt man doch hier zu lesen, wie dieses Buch entstanden ist, wobei man aber das Gefühl vermittelt bekommt, daß es in dem Moment, in dem man es liest, gerade erst entsteht. Den Aufbau eines Buches in dieser Art zu gestalten, ist eine absolut geniale Idee, fesselt es den Leser doch gleich eine Spur mehr an diese Lektüre.

Hauptfigur des Romans ist Gudd Tamm, ein Autor, der sich momentan in einer Schaffenskrise befindet. Finanziell auch noch etwas unter Druck gesetzt, fehlt es ihm an einem Geistesblitz zu einem neuen Buch. Dieser kommt ihm jedoch, als er in der Zeitung seinen Blick über Kontaktanzeigen schweifen läßt. Kurzer Hand antwortet er auf eine und verabredet sich mit einer Frau. Gudd Tamm gibt auch selbst eine Kontaktanzeige auf und wartet neugierig darauf, wer ihm wohl antworten wird.

In 25 Kapiteln begleitet man Tamm bei seinem müßigen Schriftsteller-Dasein, das ihn quer durch Deutschland treibt, versucht er doch nicht nur, einen neuen Roman zu schreiben, sondern auch eines seiner Theaterstücke auf die Bühne zu bringen. Unterhaltsame Teilgeschichten werden dem Leser geboten, natürlich auch nette Episoden zwischen Mann und Frau. Schlüpfrig, leicht frivol und erotisch anregend, aber nie obszön oder gar die Grenzen des guten Geschmacks überschreitend, kann man an Tamms Liebesleben teilhaben. Spritzig erotisch, aber zu keiner Zeit pornografisch, beflügelt es sicherlich nicht nur meine weibliche Fantasie.

Dieses Buch wäre aber kein Tenner-Buch, gäbe es nicht auch immer wieder Textstellen, die sich mit einschneidenden geschichtlichen Ereignissen auseinandersetzen. Die Kreuzzüge, der Vatikan, der II. Weltkrieg, die DDR und ihre StaSi, aber auch der Krieg in Jugoslawien werden, wenn auch nur am Rande, thematisiert. Hier erkennt man den Journalisten im Autor des Buches, dem es stets am Herzen liegt, auf besondere Ereignisse aufmerksam zu machen und seine Umwelt dafür zu sensibilisieren. Man kennt dies bereits aus seinen spannenden Kriminalromanen.

Während des Lesens stellt man sich immer wieder die Frage, in wie weit die Romanfigur Gudd Tamm mit dem Autor George Tenner übereinstimmt, mal abgesehen von den identischen Initialen. Tamm ist ebenso wie Tenner Liebhaber von gutem Essen und klassischer Musik, sowie ein begeisterter Pferdefreund und -kenner. Tenner hat seiner Romanfigur aber auch biografische Züge seiner selbst übertragen, bezogen auf Erlebnisse mit der StaSi. Ebenso nimmt er Bezug auf seinen Vater, dessen Grafiken das Buch bereichern.
Interessant ist aber auch Vivian, die zweite Hauptfigur des Romans. Zu ihr fühlt sich Tamm unter all den Frauen am meisten hingezogen. Zwischen ihnen geht es nicht allein um den Austausch von Intimitäten, vielmehr um tiefgründige Problematiken. Und so schwankt man auch als Leser hin und her zwischen Leidenschaft und Angst, ist mal lustig, mal traurig, mal voller Energie, dann wieder kraftlos – man fühlt mit den Hauptfiguren mit, was einen gerade zum Ende des Buches auch sehr nachdenklich stimmt.

„Single, unvermittelbar…“ ist ein sehr facettenreiches und gleichzeitig sehr unterhaltsames Buch. Es unterhält einen ebenso, wie es einen nachdenklich stimmt, denn es spricht den Leser unheimlich vielschichtig an. Durchweg ein lesenswertes Buch, dem ich gern 5 Sterne gebe…


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