Dagmar Hartmann aus Berlin

Ein Anruf. Eine Information. Zwei Männer. Sie kennen sich aus einer Kaserne, die zur Vorbereitung in den Afghanistan-Krieg eingerichtet war. Während der eine aus medizinischen Gründen ausgemustert wurde, fuhr der andere zum Einsatz und muss ihm nun von einem dort zu Tode gekommen Kameraden informieren.

Diese beiden Personen entstammen aus einer Gruppe von ca. 7 Männern, die zusammen für einen Einsatz in Kriegsgebieten ausgebildet wurden und an dessen Geschichte dieses Buch ausgerichtet ist.

An Hand dieser fünf jungen Leute und anderen Personen und deren Schicksale werden Stationen und politische Hintergründe des Afghanistan-Krieges, andere Einflüsse, Hintergründe und Machenschaften verschiedener Organisationen aufgezeigt, die zum besseren Verständnis des Lesers beitragen, um die ganze Bandbreite dieses Krieges zu erkennen.

Dabei stößt der Leser auf Unverständnis innerhalb der Religionen, die ebenso eine Rolle spielen wie auch noch andere Interessen der Länder mit einfließen, die in ihn verwickelt sind.

Ich muss sagen, es fiel mir nicht immer leicht, die Hintergründe umfassend zu verstehen bzw. zu erkennen, wer nun wirklich im Recht ist oder auch nicht, um das, was dort im Krisengebiet passiert, zu einem „heiligen Krieg“ erklären zu können.

Erschreckt haben mich dabei die Theorien der Fadenzieher, die sogar vor Täuschungen und Überfällen gegenüber den Helfern am Kriegsort nicht zurück schrecken. Auch die eigene Bevölkerung wird dabei nicht verschont.

Sehr eindrucksvoll wird in dem Buch beschrieben, was die Leute in der Kaserne lernen müssen, auf was sie getrimmt werden, auf welche Regeln sie achten müssen, sollten sie in einen solchen Krieg ziehen. Manch einer hält schon in den Vorbereitungen mit seinen Nerven dort nicht stand und findet einen Weg, diesen Einsatz zu umgehen, der z. B. auch mit einem Freitod eines Leutnants endet.

Diejenigen Rekruten, die dann zum Einsatz kommen, finden aber dort Zustände vor, mit denen sie vorher im Traum nicht gerechnet hatten, immerhin sollte es doch zu Anfang eine Friedensmission sein, die auch die Politiker immer noch als Erklärung nehmen, um die Bundeswehrsoldaten nach Afghanistan zu schicken.

Aufgezeigt werden auch einzelne ausländische Personen, die im Hintergrund ihre Fäden ziehen und Komplotte aushecken, um die Friedensmission zu hintertreiben und somit ein ganz falsches Bild für das Land hinterlassen.

In dem Buch kommt zur Sprache *traue keinem Taliban* und auch diese belauern alle und jeden, so dass der Leser bald nicht mehr weiß, wer nun eigentlich der Gute und wer der Böse ist, um den Krieg gegeneinander überhaupt noch rechtfertigen zu können.

Im Rahmen der Handlung und den verschiedenen Stationen lernt der Lesende viele Facetten von bestimmten Leuten kennen, es gibt Folter, Hinterhalt, geheimnisvolle Telefonate und Treffen, die insgesamt der Mission als Ganzes Schaden zufügen und infolgedessen viele Menschen sterben.

Am Schockierendsten für mich sind dabei die Einzelschicksale derjenigen 5 Leute, mit denen das Buch beginnt. Anhand der Erlebnisse der jungen Männer, die voller Hoffnung in eine Friedensmission nach Afghanistan geschickt werden und die teilweise tot oder schwer verletzt oder auch seelisch angekratzt aus diesem sinnlosen Krieg zurück kehren werden, der keine Sieger kennt. Diese hatten allesamt private Pläne, die mit dem eigentlich nur 4 Monate geplanten Auslandseinsatz enden sollten und somit komplett zunichte gemacht wurden. Zwei dieser Personen schaffen es am Ende nicht, in den Alltag zurück zu finden.

Erschreckend. Aufwühlend. Grausam.

Wut kommt in mir auf, wie die Politiker dieses Landes zulassen können, dass dies passiert und in der Erkenntnis, dass ihnen nach dem Krieg nicht geholfen wird und sie mit ihrer Last und den Erlebnissen dort nach Hause entlassen werden.

Und dies alles unter der Maßgabe Friedensmission.

Es gibt keinen gerechten Krieg, denn Krieg bringt immer den Tod mit sich.

Schreibstil:

Der Autor schildert mit einfließenden Dialogen, Briefen, Telefonaten oder aufklärenden Gesprächen mit den beteiligten Personen eindrucksvoll und eindringlich die Thematik des Afghanistankrieges und seine Hintergründe.

Er bedient sich dabei eines flüssigen Schreibstils, dem man gut folgen kann und somit kann sich der Leser gut in den Roman einlassen. Die politischen Hintergründe, der Einfluss der christlichen und islamischen Geschichte geben einen Großteil des Wissens wider, was für das Verständnis für den so genannten *heiligen Krieg* notwendig ist.

Geschickt lässt der Autor alles miteinander zusammen fließen, aber das Bewusstsein, dass es sich dabei um keine fiktive Geschichte handelt, lässt den Leser erschrecken. Der Krieg ist im Buch allgegenwärtig. Und ebenso die Gefährlichkeit der Beteiligten, die dafür verantwortlich sind.

Ein aktuelles Thema in einem Roman umgesetzt. So kann auch Politik sein.